Diese Arbeit hat die Wechselwirkungen zwischen dem IT-Projektmanagement und der Unternehmensstrategie untersucht. Zuerst wurde ein Überblick über den Stand der Wissenschaft gegeben, indem die Grundzüge des Multiprojektmanagements sowie in der Literatur bekannte Strategie-Ansätze vorgestellt wurden. Anschließend wurde die Bedeutung des IT-Multiprojektmangements für die Unternehmensstrategie erläutert. Darauf wurde ein integrierter Ansatz der Portfolio-Auswahl vorgestellt, welcher den Prozess der Projektauswahl mit einer ganzheitlichen strategischen Betrachtung des Unternehmens kombiniert. Daraufhin wurden fünf verschiedene Methoden des MPM vorgestellt (2 Scoring-Modelle und 3 Portfolio-Matrizen). Mithilfe einer Case Study eines fiktiven Unternehmens mit 6 beispielhaften IT Projekten und 3 beispielhaften Strategien wurden die Methoden angewendet und hinsichtlich der auftretenden Wechselwirkungen mit der Unternehmensstrategie untersucht.
Als erstes wurden zwei Scoring-Modelle vorgestellt. Mithilfe des Project Houses nach Hiller können sowohl funktionale Strategien, als auch die Gesamtstrategie des Unternehmens in den MPM-Prozess mit eingebunden werden. Indem die strategische Bedeutung der einzelnen Projekte bewertet wird, kann das Portfolio gezielt auf die Unternehmensstrategie ausgerichtet werden. So können strategisch wertvolle Projekte identifiziert und die Ressourcen dementsprechend verteilt werden. Die Projekt-Strategie-Ankopplung nach Kühn etal. funktioniert ähnlich, dementsprechend fällt die Projektpriorisierung in der Case Study fast identisch aus. Jedoch fügt diese Methode noch eine weitere Dimension hinzu: Es kann auch die Projektankopplung der einzelnen Strategien bewertet werden. So kann ein Unternehmen feststellen, wie stark die Ressourcen aktuell auf bestimmte Strategien aufgeteilt sind. Bei einer zu geringen Unterstützung einer Strategie, könnte der Multiprojektmanager sogar die Anpassung oder Eliminierung einer bestimmten Strategie empfehlen. Somit kann das Multiprojektmanagement einen direkte Einfluss auf eine Unternehmensstrategie und dessen Kerngeschäft haben.
Anschließend wurden 3 Methoden vorgestellt, welche das Portfolio in einer Matrix visualisieren können. Mithilfe der Strategie-Kapitalwert-Matrix nach Müller etal. wird die rein strategische Betrachtung des Portfolios ergänzt durch die Kapitalwertmethode. Dies bietet den Vorteil, Projekte mehrdimensional zu betrachten und aufgrund ihrer strategischen Relevanz nicht überzubewerten. Auch diese Methode erlaubt eine Rückkopplung zur Strategie-Definition, da die Möglichkeit besteht, dass Projekte mit einem geringem Kapitalwert gleichzeitig eine hohe strategische Bedeutung haben. Folglich könnte der Multiprojektmanager empfehlen, die Strategie so anzupassen, dass diese nur noch von Projekten mit hohem Kapitalwert unterstützt wird. Die Interdependenzanalyse kann ergänzend genutzt werden, um zu überprüfen, ob die identifizierten Projekte des Portfolios voneinander abhängig sind. Somit kann verhindert werden, dass dominante Projekte mit gleichzeitig strategisch geringer Relevanz mit zu wenigen Ressourcen ausgestattet werden. Somit kann das Risiko von negativen Wechselwirkungen zwischen Projekten reduziert werden. Schlussendlich kategorisiert die Risk-Reward-Matrix die Projekte nach deren erwartetem Erfolg (auf Basis der analysierten Projektrisiken) und dem Kapitalwert. Auch diese Methode kann einen Einfluss auf die Strategie-Definition haben: Sollten unerwarteterweise eine Vielzahl von Risiken identifiziert worden sein, kann der Multiprojektmanager daraus eine Empfehlung ableiten, eine vorher festgelegte Strategie zu ändern, um eine andere Strategie mit höherem Aussicht auf Erfolg zu wählen.
Die Analyse hat gezeigt, dass eine Reihe von Wechselwirkungen zwischen dem Multiprojektmanagement und der Unternehmensstrategie bestehen. Zum einen kann das Projektportfolio mithilfe von verschiedenen Methoden und durch eine integrierte, ganzheitliche Portfolio-Auswahl auf die Unternehmensstrategie ausgerichtet werden. Zum anderen können die Ergebnisse der Portfolio-Analysen sich auch auf die Definition der Strategie auswirken, beispielsweise wenn bisher unbekannte Risiken identifiziert werden, welche die Änderung der Strategie notwendig machen. Letztendlich ist die Priorisierung von Projekten eines Portfolios aufgrund einer Vielzahl von Annahmen immer ein sehr komplexes Problem. Die verschiedenen Methoden zur Portfolio-Auswahl stellen nur Hilfsmittelbereit, welche die Entscheidung des Multiprojektmanagers unterstützen. Um das Portfolio bestmöglich auf die Strategie auszurichten, sollte deshalb eine Kombination aus verschiedenen Methoden verwendet werden.