Die heutige Unternehmenswelt ist maßgeblich geprägt von der rasanten Entwicklung in der Informationstechnik (IT) in den vergangenen Jahrzehnten. Seit den ersten Anfängen der IT in Unternehmen in den 50er Jahren bis hin zur allumfassenden Durchdringung sämtlicher Unternehmensprozesse hat sich auch die Projektlandschaft entscheidend verändert. IT- Verantwortliche befinden sich längst in mehrdimensionalen Projektumgebungen, in denen eine Vielzahl von Projekten parallel gemanagt werden müssen. Aufgrund der gewachsenen Bedeutung der IT wandelt sich auch die Rolle des Chief Information Officer (CIO), weg von rein technisch getriebenen Aufgaben hin zum aktiven Mitgestalter des Erfolges des Unternehmens. Seine traditionelle Aufgabe – das Management eines IT-Projektportfolios – ist von zunehmender Bedeutung für die Unternehmensstrategie (Holtschke et al., 2009).
Das Multiprojektmanagement (MPM) dient zur Gewährleistung des Projekterfolgs und der erfolgreichen Umsetzung der richtigen strategischen Ideen, indem nur die Projekte durchgeführt werden, die laut Bewertung und Priorisierung zu einem großen strategischen Nutzen für das Unternehmen führen. Ebenso leistet es einen Beitrag zur Steigerung der Transparenz über das gerade aktuelle Projektportfolio und verringert die Schere zwischen der strategischen Gesamtausrichtung des Unternehmens und dem operativen Tagesgeschäft (Adler etal., 2005). Gerade in der heutigen Zeit werden immer mehr Projekte in Unternehmen durchgeführt. Diese rasante Zunahme an Projekten hat komplexe Wechselwirkungen zwischen den Projekten und der Organisation zur Folge, welches eine Herausforderung für das Unternehmen darstellt. Dies lässt sich anhand quantitativer Daten belegen (Maizlish et al., 2005, S. 11):
• 72 % der IT-Projekte sind über dem Budget, verfehlen die funktionalen Vorgaben oder werden später oder nie fertig gestellt.
• Von den 28 % der „erfolgreichen“Projekte sind 45 % über dem Budget und 68% wurden später als geplant abgeschlossen.
• 50 % der Manager sagen, sie hätten das gleiche Ergebnis mit 50 % der Kosten erreichen können.
• Nur 52 % der Projekte haben einen strategischen Mehrwert erzeugt.
Ein effektives Multiprojektmanagement, das auf die Strategie des Unternehmens ausgerich- tet ist, kann die verwendeten Ressourcen optimieren. Doch die Wechselwirkungen zwischen dem IT-Multiprojektmanagement und der Unternehmensstrategie sind noch nicht genau untersucht worden. Trotz der großen Relevanz des Problems gibt es bislang nur wenig wissenschaftliche Literatur, die sich mit der Thematik beschäftigt. Deshalb zielt diese Arbeit darauf ab, die Wechselwirkungen zwischen dem IT-Multiprojektmanagement und der Unternehmensstrategie genauer zu untersuchen. Folglich lauten die Forschungsfragen:
• Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen dem IT-Multiprojektmanagement und der Unternehmensstrategie?
• Wie wirkt sich die Strategie auf die Auswahl des Projektportfolios aus und wie könnten die Methoden des MPM einen Einfluss auf die Strategie-Definition haben?
Zur Beantwortung dieser Fragen werden in dieser Arbeit verschiedene Methoden des MPMs vorgestellt und anhand eines Fallbeispieles die möglichen Wechselwirkungen untersucht. Der Aufbau der Arbeit ist nachfolgend dargestellt in Abbildung 1: